Was versteht man unter "Infektiösem Welpensterben"?
Das Herpesvirus des Hundes wurde erstmals Mitte der 60er Jahre im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen von neugeborenen Welpen in den USA entdeckt. Von großer Bedeutung ist das Herpesvirus u.a. in Hundezuchten, in denen es zu erheblichen Verlusten unter neugeborenen Welpen führt. Deshalb wird diese Erkrankung auch als "Infektiöses Welpensterben" bezeichnet. Schwache, unter zwei bis drei Wochen alte Welpen sind besonders gefährdet.
Welche Symptome sind nach der Infektion sichtbar?
Werden Hündinnen während der Trächtigkeit infiziert, können Muttertiere die Infektion noch gut überstehen. Gefährlich wird das Herpesvirus jedoch für die ungeborenen Welpen, denn die Infektion kann zu Früh- oder Totgeburten führen und Ursache für zukünftige Fruchbarkeitsstörungen der Hündin sein. Dies wirkt sich sowohl in kommerziellen als auch in Hobbyzuchten aus und führt zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.
Obwohl eine Infektion der trächtigen Hündin mit nachfolgendem Abort möglich ist, ist die Infektion der jungen Welpen jeoch das häufigere Ereignis. Die Welpen infizieren sich bereits während der Geburt durch die Hündin. Nach Auftreten erster klinischer Symptome wie Durchfall und Erbrechen können die Welpen noch munter erscheinen. Kurze Zeit später verweigern sie jedoch das Saugen, wimmern, strampeln mit den Beinen und verlieren rasch an Gewicht. Eventuell kann es zusätzlich noch zu Blutungen in der Haut und den Schleimhäuten kommen. Für die kleinen, schwachen Welpen gibt es kaum eine Rettung, der Tod tritt nach kurzer Zeit ein.
Wie stark ist das Herpesvirus verbreitet?
Viele Untersuchungen in Europa deuten darauf hin, dass die Gefahr der Herpesinfektion bisher unterschätzt wurde. Dies liegt vermutlich daran, dass es viele andere Ursachen für das Welpensterben gibt. In infizierten Zuchten kann die Sterblichkeitsrate aufgrund der Herpesinfektion jedoch bis zu 80% und 100% betragen. Studien in Europa zum Vorkommen des Herpesvirus in Hundezuchten weisen Infektionsraten zwischen 31% und 88% nach. In Deutschland sind 30% der Zuchthunde (d.h. jeder 3. Hund) betroffen, wie Studien aus 2005 der Universität Leipzig bestätigen.
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten bei Infektiösem Welpensterben?
Leider kann man das Herpes-Virus nicht direkt bekämpfen. Eine geringe Überlebenschance besteht für erkrankte Welpen darin, diese möglichst schnell in eine warme Umgebung zu bringen, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Überleben die Welpen die Infektion, bleiben sie lebenslang Träger des Virus (wie bei der Herpesvirusinfektion des Menschen, z.B. bei Lippenbläschen). Durch Stress (Ausstellungen, Geburt, andere Erkrankungen u.a.) kann es jedoch zu einer Reaktivierung und Ausscheidung des Erregers kommen und damit verbunden zu einer Ansteckung anderer Tiere der Zucht. Dieses macht diese Virusinfektion so heimtückisch.
Gibt es eine Möglichkeit, die Welpen vorbeugend zu schützen?
Ja ! Welpen sind zuverlässig geschützt, wenn sie Antikörper in den ersten Lebenstagen über die Muttermilch aufnehmen. Dies ist durch einen so genannten Muttertierimpfstoff gegen die Herpesinfektion möglich. Die Hündinnen werden bei jeder Trächtigkeit geimpft und entwickeln so Antikörper, die die Welpen über die Muttermilch aufnehmen und so vor einer klinischen Erkrankung ihrer Welpen schützen. Die erste Impfung der Hündin kann während der Läufigkeit oder 7 bis 10 Tage nach dem Decktermin erfolgen. Die zweite Impfung wird 1-2 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin durchgeführt. Dieses Impfschema muss bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden.
Wegen der bestehenden Infektionsgefahr ist die vorbeugende Impfung besonders bei häufigen Kontakten mit Fremdhunden zu empfehlen. Dies gilt sowohl für kommerzielle als auch für Hobbyzuchten. Damit können wirtschaftliche Verluste für die Zucht vermieden werden.